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Vom 24. bis 27.09. fand in Berlin die diesjährige "InnoTrans", die weltweit größte Fachmesse für Bahn- bzw. Verkehrstechnik, statt. Von der von Verkehrsminister Kurt Bodewig zelebrierten Eröffnung bis zum 27.09. präsentierten über 1000 Aussteller aus 31 Ländern neueste Entwicklungen und Produkte aus der Branche. Im Anschluß an die eigentliche Fachmesse fanden am 28. und 29.09. zwei Publikumstage statt, bei denen Besuchern bei freiem Eintritt zahlreiche Eisenbahn-spezifische Exponate präsentiert wurden. Weitere Informationen zur Messe finden sich auf der offiziellen InnoTrans-Homepage.
Auch NE-Bahnen waren auf der InnoTrans 2002 zahlreich vertreten, sei es mit eigenen Ständen oder in Form von neuen Fahrzeugen der diversen Hersteller. Nachfolgend finden Sie einen nach Ausstellern geordneten Überblick über die "privatbahn-spezifischen" Aktivitäten auf der InnoTrans 2002.
Alstom Transport
Die französische Alstom, die sich durch die Übernahme des Schienenfahrzeugherstellers LHB (Salzgitter) und die Gründung eines JointVenture-Unternehmens zum Betrieb des bisher komplett von der DB gehaltenen Ausbesserungswerks Stendal auch zunehmend in Deutschland profiliert, stellte im Freigelände der InnoTrans 2002 mehrere Fahrzeuge aus. Neben einer SNCF E-Lok befand sich darunter auch der mittlerweile 100. Triebwagen des Typs LINT. Dieses Exemplar des auch bei mehreren deutschen Bahnen vertretenen Fahrzeugtyps aus Salzgitter ist für die niederländische Privatbahn Syntus bestimmt. Die Regionaltriebzüge der LINT-Familie fahren bis zu 120 km/h schnell und haben je nach Ausführung Platz für 70 bis 300 Fahrgäste.
Zudem stellte Alstom auch zwei Fahrzeuge aus dem Werk Stendal aus. Stendal hat sich in den vergangenen Jahren einen guten Ruf bei der Komplettmodernisierung von LEW-V100 erarbeitet. Folgerichtig wurden zwei modernisierte V100 ausgestellt. Bei der ersten handelt es sich um die ehemalige DB 202 531 (LEW 13570/1973/V100; REV LSX 20.09.02), die künftig als TLG tätig sein wird. Die nun im Gegensatz zu ihren letzten Einsatzmonaten bei der DB wieder für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zugelassene Lok erhielt in Stendal einen Caterpillar-Motor, wodurch sie nun 932 kW leistet. Die zweite ausgestellte Lok - ex DB 202 850 (LEW 12235/1978/V100; REV LSX 20.09.02) - wurde ebenfalls remotorisiert. Sie besitzt nun einen 1240 kW-MTU-Motor des Typs 12 V 4000 R 10 und fungiert unter der Bezeichnung "203.1" als Vorführlok für Alstom/Stendal.
Bayerische Oberlandbahn
Die BOB präsentierte mit VT 116 einen der von ihr auf Strecken südlich von München eingesetzten Triebwagen des Typs "Integral". Der ursprünglich beim österreichischen Schienenfahrzeughersteller "Jenbacher" gebaute Integral ist ein Zweirichtungsfahrzeug in modularer Bauweise. Bis zu fünf Garnituren können aneinander gekuppelt werden. Alle 17 gebauten Triebwagen wurden von Ende 1999 bis Anfang 2001 nach einer Serie von Pannen und Ausfällen bei ihrem Hersteller von Grund auf überholt. Mittlerweile hat sich Jenbacher jedoch aus der Schienenfahrzeugproduktion zurückgezogen. Die Lizenz zum Bau der Integral-Triebwagen liegt heute beim BOB-Anteilseigner Connex.
Die BOB besitzt zur Zeit 17 Triebwagen dieses Typs. Da für einen optimalen Betriebsablauf unter Einführung eines Halbstundentaktes in den Hauptverkehrszeiten aber 23 Integral-Triebwagen benötigt werden, ist der Bau von 6 weiteren Fahrzeugen geplant. Derzeit laufen Verhandlungen mit mehreren Werken zum Bau der zusätzlichen Fahrzeuge.
Bombardier Transportation
Bombardier zeigte auf der InnoTrans 2002 den ersten Triebwagen des Typs "Itino". Der zweiteilige Triebwagen war noch von ADtranz entwickelt worden und stellt nun neben dem einteiligen RegioShuttle, der nun in Lizenz durch die Stadler Rail AG gebaut wird, und den zwei- oder dreiteiligen Triebwagen des Typs Talent den dritten von Bombardier angebotenen Triebwagentyp dar. Der Itino ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ausgelegt, erbringt alle Anforderungen für den Einsatz auf Hauptbahnen - beispielsweise 1500 kN Pufferdruck nach EBO/UIC - und ist somit kein typischer "leichter Nebenbahntriebwagen". Das auf der InnoTrans ausgestellte Fahrzeug wird an die EIB übergeben werden. Weitere Fahrzeuge dieses Typs liefert Bombardier nach Schweden.
Bombardier zeigte auf der InnoTrans 2002 zudem auch eine Lok des Typs "Blue Tiger". Die auffällig silber-blau gestreift lackierte Lok mit der Betriebsnummer 250 002 (Bombardier KAS 33831/2002/BlueTiger) stellt die erste Serienlok und die insgesamt zweite Lok dieses Typs dar, die auf deutschen Gleisen eingesetzt wird. Auf der InnoTrans wurde eine Lok dieses Typs publikumswirksam an die MKB verkauft. Die MKB wird ihren 3 Millionen Euro teueren "BlueTiger" im Mai 2003 erhalten.
Der BlueTiger, eine modular aufgebaute dieselelektrische Lokomotive wurde für den Güterverkehr auf Haupt- und Nebenstrecken in Regel- und Schmalspurausführung entwickelt. Ausgestattet mit einer Leistung von 2430 kW und einer Zugkraft von mehr als 400 kN verfügt die Lokomotive über Drehstromantriebstechnik mit luftgekühlten IGBT-Traktionsstromrichtern, ein rechnergesteuertes Diagnose- und Bremssystem, dynamische Bremse, Bordcomputer und dreiachsige Drehgestelle der Bauart Flexifloat. Das Fahrzeug besitzt zusätzlich einen 6000-Liter-Tank, der große Reichweiten erlaubt.
30 BlueTiger-Lokomotiven sind schon in Pakistan unterwegs, weitere 20 für Malaysia bestimmte Lokomotiven werden gerade am Bombardier-Standort Kassel gebaut. In Deutschland existiert zur Zeit neben der ausgestellten 250 002 nur der 1996 gebaute und momentan in Kassel abgestellte Prototyp 250 001. Bombardier rechnet jedoch damit, in den nächsten Jahren zahlreiche weitere "BlueTiger" für den deutschen Markt zu bauen.
Firema Trasporti S.p.A.
Am Rande des Freigeländes präsentierte die italienische Firema Trasporti S.p.A. eine Lok, die so manchen Besucher stutzig gemacht haben mag - sie ähnelt den Konstruktionen einer deutschen Firma deutlich. Diese Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr, handelt es sich bei der ausgestellten Lok doch um den Lizenzbau einer Gmeinder-D100BB. Gmeinder war übrigens auch selbst auf der InnoTrans 2002 vertreten. Die ausgestellte Lok mit der Nummer D 146 ist für die italienische Staatsbahn FS ("Trenitalia") bestimmt.
GM Electro Motive Division
Die Schienenfahrzeugsparte von General Motors, die Electro Motive Division (EMD), zeigte eine Lok des Typs JT 42 CWR, besser bekannt als "class 66". Der 2462 kW starke Loktyp verkauft sich mit mittlerweile knapp 400 gebauten Loks sehr gut. Über 360 dieser Loks fahren in Großbritannien, die übrigen verteilen sich auf Schweden, die Niederlande, Belgien und Deutschland. Die ausgestellte Lok mit der Betriebsnummer PB 10 (GM-EMD 20008254-12/2002/JT42CWR) wurde vom englischen Leasingunternehmen Porterbrook finanziert und ist für die niederländische Privatbahn ERS bestimmt.
Gmeinder Lokomotiven- und Maschinenfabrik
Gmeinder aus dem badischen Mosbach ist im Vergleich zu anderen auf der InnoTrans 2002 vertretenen Schienenfahrzeugbauern ein kleines Unternehmen, braucht sich der ausgestellten Lok jedoch nicht zu schämen. Bei der für die österreichische Steiermärkische Landesbahn (StLB) bestimmten Lok mit der Betriebsnummer D5 handelt es sich um ein Fahrzeug des Typs D100BB (Gmeinder 5743/2002/D100BB). Die 80 t schwere vierachsige Drehgestelllok ist mit einem 1500 kW-MTU-Motor ausgerüstet und für regionale Güterverkehrsleistungen bestimmt.
Karsdorfer Eisenbahngesellschaft
Die KEG zeigte mit Lok 2113 (ex CFR 60 0692) eine ihrer aus Rumänien erworbenen Dieselloks des Typs 060DA. Insgesamt 14 dieser Lokomotiven bilden das Rückrat der KEG im schweren Güterzugverkehr. Sechs weitere Loks werden Anfang Oktober zur KEG gelangen. Die Lokomotiven wurden für den Einsatz in Deutschland generalüberholt und modernisiert. Bei einer Leistung von 1545 kW erreichen Sie eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h.
Ebenfalls am Stand der KEG konnte ein von der KEG-Tochter Waggonbau Brüninghaus aus Schwerte-Westhofen gefertigter Gaskesselwagen besichtigt werden. Der Wagen kann Flüssiggas unter einem Druck von 33 Bar und einer Tiefsttemperatur von -40 Grad transportieren. Bestimmte Teile wurden verstärkt ausgeführt, so daß der Wagen einen Aufprall mit einer Geschwindigkeit bis zu 26 km/h ohne Beschädigung übersteht.
Otto Müller Bauunternehmung
Die Otto Müller Bauunternehmung GmbH aus Ahrensburg zeigte in Berlin ein Fahrzeug ihrer Gleisbautochter S&S. Da die ursprünglich vorgesehene S&S-Dispolok ME 26-01 kurzfristig nicht zur Verfügung stand, wurde Lok 293 701 ("Nobby"; ADtranz 70120/2001/V100) ausgestellt. Es handelt sich dabei um eine im Jahr 2001 bei ADtranz (heute Bombardier) in Kassel modernisierte bzw. neu aufgebaute Lok des Typs V100. Sie ist mit einem 1050 kW-MTU-Motor des Typs 396 TC 14 ausgestattet und kommt bei S&S zur Traktion von Gleisbauzügen zum Einsatz. Auf der InnoTrans 2002 bot sie einen interessanten Vergleich zu den beiden von Alstom ausgestellten V100.
Stadler Rail
Die Stadler Rail AG, die neuerdings unter stadlerrail.com auch im Internet präsent ist, präsentierte auf der InnoTrans 2002 ein Fahrzeug des unter Bombardier-Lizenz gebauten Triebwagen-Typs RegioShuttle. Es handelte sich dabei um VT650.51, das erste Fahrzeug der ODEG. Der Triebwagen wird ab Dezember mit sechs weiteren RegioShuttles im Süden Mecklenburg-Vorpommerns zum Einsatz kommen. Als erster RegioShuttle nutzt ODEG VT650.51 auf Rapsöl basierenden Biodiesel als Kraftstoff.
Insgesamt wurden seit 1996 bereits 262 Triebwagen des Typs RegioShuttle an zahlreiche deutsche Privatbahnen verkauft.
Vossloh Schienenfahrzeugtechnik
Die Kieler Lokschmiede VSFT zeigte auf der InnoTrans je eine Lok der neu entwickelten Typen G1000BB (VSFT 1001322/2002/G1000BB) und G1700BB (VSFT 1001153/2002/G1700BB). Die G1000BB wurde am 25.09. auf der InnoTrans 2002 an Connex übergeben und wird künftig für die Connex-Tochter TWE tätig sein. Die G1700BB, welche im Freigelände zu Präsentationszwecken aufgebockt wurde, trägt die Nummer 2170 001 und ist für die österreichische Privatbahn LTE bestimmt.
Die 1100 kW starke G1000BB basiert auf dem "Standardbaukasten" von VSFT und ist sowohl für den schweren Rangierbetrieb als auch für leichte Streckenbedienung konzipiert. Sie stellt den modernen Nachfolger der V90-Klasse dar. Ab 2003 stehen die Lokomotiven mit kurzen Lieferzeiten für einen breiten Kundenkreis zur Verfügung.
Auch die G1700BB basiert auf dem "Standardbaukasten" und ist mit einer Leistung von 1700 kW die derzeit stärkste dieselhydraulische Mittelführerhauslokomotive. Neben der Traktion von schweren Güterzügen ist sie auch für den Rangierbetrieb geeignet. Auch sie wird ab 2003 einem breiten Kundenkreis angeboten.
Zusätzlich zeigten zahlreiche weitere Aussteller weniger "privatbahn-spezifische" Exponate. Genannt seien hier bespielsweise die für die ÖBB bestimmte Großdiesellok 2016 025, die mit durchsichtiger Seitenwand am Stand von Siemens ausgestellt wurde oder 52 8029 des Vereins HeiNa Ganzlin, auf der Führerstandmitfahrten angeboten wurden. Darüber hinaus zeigten sich viele Aussteller weniger Triebfahrzeug-orientiert, erinnert sei hier zum Beispiel an diese zahlreichen Stände zum Thema Gleisbau.
Weitere Bilder und Infos zur InnoTrans finden sich hier:
Zusätzlich zu den hier gezeigten Bildern von der aktuellen InnoTrans 2002 sei auch auf die Impressionen von der letzten InnoTrans im September 2000 verwiesen.
Zu den Privatbahn-News vom 30.09.2002
InnoTrans-Sonderseite vom 30.09.2002 - Copyright © Georg Ringler, 2002
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